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WEEKLY (2020 KW8)

Hallo und herzlich Willkommen zurück zur WEEKLY – eurer queeren Monatsübersicht.
Ich glaube, mittlerweile können wir uns drauf einigen, dass der heimliche Titel der WEEKLY eigentlich “MONTHLY” ist … oops 😀
Aber um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, fangen wir gleich mit den Nachrichten der letzten Woche an!


Vor einiger Zeit begannen die Diskussionen um ein Verbot der Konversionstherapie in Deutschland und nachdem zuerst Behandlungen bei Kindern gänzlich und bei Jugendlichen teils verboten wurden, ist Konversionstherapie bei Menschen unter 18 Jahren nun komplett verboten – so zumindest der Gesetzesentwurf. Allerdings bedeutet das auch, dass Erwachsene, die der “Behandlung” zustimmen können und wollen, nicht von dem Verbot geschützt werden. Immerhin verstieße das gegen “das Selbstbestimmungsrecht der Personen, das als Teil des allgemeinen Persönlichkeitsrechts (Artikel 2 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 1 Absatz 1 GG) verfassungsrechtlich geschützt ist”.

Ah ja. Interessant. Deutschland lässt es also zu, dass Menschen, die älter als 18 sind, sich “freiwillig” in Konversionstherapien begeben, die bewiesenermaßen selbstdestruktives Verhalten und Suizid fördern, anstatt mal darüber nachzudenken, was diese “Behandlungen” mit queeren Menschen machen kann.

Vielen Dank für nichts, sag ich dazu nur.

Ähnliche Gesetzesentwürfe gibt es aktuell in Indonesien: Hier soll ein neues Gesetz für Interventionen in der Familie in Kraft treten, bei dem nicht nur Krisen wie finanzielle Schwierigkeiten oder Scheidung “angegriffen” werden, sondern eben auch “sexuelle Abweichungen” und ja, natürlich zählt dazu alles, was queer ist. Familienmitglieder, die queer sind und deren Familie unter der “sexuellen Abweichung unter einer Krise leidet”, müssen den Behörden gemeldet werden, damit diese in “Rehabilitationszentren behandelt” werden können. Betroffene sollten sich jedoch selbst bei diesen Zentren melden, um “spirituelle Anleitung” oder “soziale, psychologische und medizinische Rehabilition” zu erfahren.

Wir können uns alle denken, was das inkludiert, oder?

Besorgniserregend ist dabei auch, dass mit dem Gesetzesentwurd der Mutterschaftsurlaub unter Kündigungsschutz abgeschaffen wird und die Ehefrau ihren “häuslichen Pflichten” hinterherkommen muss. Leihmutterschaft wird übrigens dann, sollte das Gesetz so durchgehen, mit bis zu sieben Jahren bestraft.

Kommen wir aber mal zu etwas positiveren Nachrichten, denn in München wurde dem Trägerverein Lesbentelefon e.V. der Schlüssel für das neue lesbische-queere Zentrum übergeben. Der neue Treffpunkt und Veranstaltungsort für lesbische Personen, queere Menschen und Freund_innen befindet sich in der Müllerstraße 26 mitten im Glockenbachviertel.

Auch wenn das für uns Magdeburger_innen vermutlich etwas zu weit ist, ist es doch schön, dass eins nun auch im erzkonservativen Bayern erste Anlaufstellen für lesbische Personen hat.
(oh, und warum ich lesbische Personen und nicht Frauen sage? Abinäre Personen können auch lesbisch sein 😉 )

Bleiben wir doch gleich in Bayern: Mehr als 2000 Menschen haben dort eine Petition für einen Aktionsplan gegen Homo-, Trans- und Queerfeindlichkeit unterschrieben, denn Bayern ist das einzige deutsche Bundesland, das bislang keinen Aktionsplan zum Schutz von queeren Menschen und zur Aufklärung und Sensibilisierung in der Verfassung verankert hat.

Überraschend ist es nicht, dass sich Bayern mal wieder querstellt, jedoch bleibt zu hoffen, dass die Petition alsbald Früchte trägt und im Süden mehr für queere Menschen getan wird.

In Bereich Hochschule gibt es auch etwas neues: Die Birgham Young University, Teil der Mormonenkirche und somit hochgradig queerfeindlich, hat das Verbot um “homosexuelles Verhalten” aus ihrem Verhaltenkodex gestrichen. Allerdings – und das empfinde ich selbst als höchst kurios – können queere Studierende, die ihre sexuell-romantische Identität nicht verleugnen oder unterdrücken, weiterhin zwangsexmatrikuliert werden.

Was sich die Hochschule vom Streichen der Regeln erhofft, kann ich persönlich nicht sagen – vor allem, wenn bedacht wird, dass Mormon*innen Queerness als “satanistisch” ansehen …

Und zu guter letzt noch Filmneuigkeiten aus Indien:
Am Freitag startete eine Bollywood-RomCom, in der es um einen schwulen Inder und seinen Freund geht! Im Teaser zu “Shubh Mangal Zyada Saavdhan” (etwa: Sei besonders vorsichtig mit der Ehe) sieht man den Protagonisten unter anderem seinen Freund küssend, streitend mit seinem schwulenfeindlichen Vater und aktivistisch mit einer Regenbogenfahne als Cape.

Das Coming Out der Woche kommt von Rosario Dawson.

Die Schauspielerin hat sich als bisexuell geoutet, was sich bei ihr solang herausgezögert hat, da sie laut eigener Aussagen bisher noch keine Beziehung mit einer Frau gehabt hatte.

Hierbei sei nochmal für alle angemerkt, dass Bisexualität nicht nur Anziehung zu Mann/Frau sondern zu zwei und mehr Geschlechtern bedeutet und dass sich diese Anziehung nicht in 50:50 aufteilen muss. Es ist ebenso valide, einen 10:90 oder 30:70 Radius zu haben. Dadurch ist man immernoch bisexuell 🙂

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Nun gut, das wars dann erstmal für den Februar.
Wir sehen uns, wenn alles gut läuft, nächste Woche wieder 🙂
Bis dahin

Autor*in Min