- Geboren: 30. April 1894, Stegers in Westpreußen (heute Polen)
Stand: verheiratet mit Martha, geborener Hild, ein Kind - Religion: evangelisch
- Beruf: Kaufmann
- Tod: 20. November 1942, KZ Dachau
- Verlegung am 28.09.2017
- Gespendet: Gewerkschaft ver.di Sachsen-Anhalt Nord
- Verlegeort: Bernburger Straße 6 (neben Eingang Nr. 7, Spielplatz)
Was wissen wir von ihm?
Wilhelm Krüger, Ehemann und Familienvater, wird sich irgendwann seiner homosexuellen Neigungen bewusst. Im Februar 1939, im Alter von 44 Jahren, wird er in Magdeburg verhaftet. Am 15. März 1939 überstellt die Polizei Magdeburg ihn wegen eines Verstoßes gegen den §175 StGB zunächst in Untersuchungshaft im Gefängnis Magdeburg.
Personenbeschreibung und erste Verurteilung
Im Gefängnis wird er wie folgt beschrieben:
- Größe: 1,70 m
- Gestalt: schlank
- Gesicht: hager
- Augen: graublau
- Haare: graublond
- Stirn: hoch
- Besondere Kennzeichen: keine
Krüger hat keine Vorstrafen. Dennoch fällt das Urteil des Landgerichts Magdeburg äußerst hart aus: drei Jahre Zuchthaus, vermutlich nach dem verschärften §175a StGB, der „erschwerte Fälle“ unterstellte.
Haft im Zuchthaus Coswig
Am 21. Dezember 1939 wird Wilhelm Krüger in das Zuchthaus Coswig in Anhalt gebracht. Etwa im Februar 1942 ist seine Strafe vermutlich verbüßt, sofern die Zeit in Untersuchungshaft angerechnet wurde. Doch Freiheit erhält er nicht.
Überstellung ins KZ-System
Am 16. April 1942 wird der mittlerweile 47-Jährige von der Kriminalpolizei in das KZ Buchenwald deportiert. Dort wird er als Homosexueller registriert und erhält die Häftlingsnummer 1.646. Sein Unterbringungsort ist Block 36, in dem viele homosexuelle Häftlinge untergebracht sind.
Nur drei Monate später, am 6. Juli 1942, erfolgt seine Verlegung in das KZ Dachau, wo er am folgenden Tag eintrifft. Dort wird er erneut als Homosexueller registriert und erhält die Häftlingsnummer 31.020.
Ein „Invalidentransport“ und sein Tod
Im Oktober 1942 verschlechtert sich Krügers Gesundheitszustand offenbar drastisch. Am 12. Oktober 1942 wird er auf einen sogenannten „Invalidentransport“ gesetzt. Ziel dieser Transporte war häufig das Schloss Hartheim, ein Zentrum der NS-Euthanasie, wo nicht mehr arbeitsfähige und kranke Häftlinge vergast wurden.
Die Umstände seines Todes sind unklar. Offiziell stirbt Wilhelm Krüger am 20. November 1942 im KZ Dachauangeblich an „Verdauungsproblemen“. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Todesursache in den Strapazen der Haft, der chronischen Unterversorgung und möglicherweise der systematischen Vernichtung von Häftlingen durch die Nazis liegt. Er starb mit 48 Jahren und erlebte das KZ-System nur rund sieben Monate.
Nachwirkungen und Ausgrenzung der Angehörigen
Eine Akte im ITS (International Tracing Service) in Bad Arolsen verzeichnet Details zu Krügers Leben und Tod, offenbar für das Landesentschädigungsamt Schleswig-Holstein erstellt. Es wird vermutet, dass seine Ehefrau, die wieder ihren Mädchennamen trug, beim Amt einen Unterstützungsantrag gestellt hatte.
Doch eine Entschädigung war ausgeschlossen: Homosexuelle KZ-Häftlinge wurden in der Bundesrepublik nicht als Opfer des NS-Regimes anerkannt. Sie und ihre Angehörigen wurden durch gesetzliche Regelungen von Unterstützungsleistungen ausgeschlossen.
Wilhelm Krüger ist ein Beispiel für die systematische Diskriminierung und Verfolgung homosexueller Menschen im Nationalsozialismus. Sein Schicksal verdeutlicht nicht nur das Leid während der NS-Zeit, sondern auch die Nachwirkungen einer fortdauernden Stigmatisierung in der Nachkriegszeit.