• Geboren: 28. März 1901, Bavendorf, Württemberg
    Stand: ledig
    Religion: katholisch
  • Beruf: Lohnbuchhalter
  • Tod: ermordet am 11. April 1942, KZ Buchenwald
  • Verlegung am 28.09.2017
  • Gespendet: LSVD Sachsen-Anhalt
  • Verlegeort: Hohepfortestraße 6 (Nähe Zugang 4-6)

Was wissen wir von ihm?

Joseph Schnetz wird lediglich durch Polizei- und Gerichtsakten sichtbar, die ihn als „Straftäter“ wegen seiner Homosexualität führen. Sein äußeres Erscheinungsbild wird bei einer Gefängniseinlieferung festgehalten: 1,76 m groß, schlanke Gestalt, gestutzter Bart, blaue Augen und blondes Haar.

Erste Verurteilung und Haft in Magdeburg

Am 27. Mai 1937 verurteilt ein Magdeburger Gericht den damals 36-jährigen Schnetz wegen Vergehens gegen den §175 StGB zu sieben Monaten Gefängnis. Die Haft verbüßt er im Gefängnis Magdeburg und wird am 27. Dezember 1937 entlassen.

Zweite Verurteilung: Schärfere Strafen für einen „Rückfalltäter“

Am 1. September 1938 folgt eine erneute Verurteilung. Diesmal wird ihm nicht nur „widernatürliche Unzucht“ vorgeworfen, sondern auch Erpressung und ein Vergehen gegen das Heimtückegesetz. Letzteres deutet darauf hin, dass er kritische oder abfällige Bemerkungen über das NS-Regime gemacht hatte. Als „Rückfalltäter“ wird er zu einer drastischen Strafe verurteilt:

  • Drei Jahre Gefängnis
  • Drei Jahre Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte

Schwerstarbeit in Gefangenenlagern

Die Strafe beginnt mit Schwerstarbeit im Moor im Strafgefangenenlager Neusustrum im Emsland. Am 26. Juli 1940wird er in das Strafgefangenenlager Rodgau (Lager II, Niederroden, Hessen) überführt. Er scheint vorübergehend in ein weiteres Gefängnis verlegt worden zu sein, da er in Rodgau zwei Zugangsnummern erhält.

Überführung ins KZ-System

Nach der Haftentlassung am 1. September 1941 wird Schnetz nicht freigelassen, sondern auf Anweisung der Polizei Magdeburg am 5. September 1941 in das Polizeigefängnis Magdeburg überstellt. Kurz darauf, am 9. Oktober 1941, erfolgt seine Einlieferung in das KZ Buchenwald, wo er die Häftlingsnummer 5.205 erhält und der Gruppe der §175-Häftlinge zugeordnet wird.

Im Steinbruchkommando 53 wird er zu besonders schwerer Arbeit gezwungen, wie sie fast allen homosexuellen Häftlingen im KZ-System auferlegt wurde.

Tod im KZ Buchenwald

Joseph Schnetz stirbt am 11. April 1942 im Alter von 41 Jahren im KZ Buchenwald. Die offizielle Todesursache lautet Erkrankung der Atemwege, doch die tatsächlichen Gründe sind wohl die unmenschlichen HaftbedingungenZwangsarbeit und chronische Unterversorgung.

Nachträgliche Rehabilitierung

Im Jahr 2002 hob der Deutsche Bundestag pauschal alle NS-Verurteilungen nach dem §175 in der Fassung von 1935 auf. Joseph Fidelius Schnetz war somit jahrelang zu Unrecht inhaftiert, ein Opfer von Verfolgung und Diskriminierung.