Zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter-, Trans- und Agender-Feindlichkeit (IDAHOBITA) am 17. Mai macht der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Sachsen-Anhalt auf die weiterhin angespannte Lage für LSBTIAQ*-Menschen im Land aufmerksam. Trotz erster positiver Entwicklungen nimmt die queerfeindliche Gewalt spürbar zu – gerade im Alltag, in sozialen Medien und im öffentlichen Raum. Der LSVD begrüßt ausdrücklich, dass das LSBTTI-Aktionsprogramm derzeit überarbeitet wird – und dass dies in enger Zusammenarbeit mit Community-Vertreter*innen geschieht.
„Dass sich Sachsen-Anhalt dieser Aufgabe stellt und das Programm gemeinsam mit der Community weiterentwickelt, ist ein starkes Zeichen“, sagt Jonas Leutz, Vorstandsmitglied des LSVD Sachsen-Anhalt. „Wir sehen, dass sich etwas bewegt, gleichzeitig erleben wir auch, wie queerfeindliche Gewalt zunimmt. Besonders erschreckend: Viele Übergriffe kommen aus den extrem rechten Milieus, aber zunehmend auch aus den konservativen Bereichen.“
Im Jahr 2024 wurden laut der Mobilen Opferberatung 23 queerfeindliche Angriffe mit 28 direkt betroffenen Personen dokumentiert – so viele wie noch nie zuvor. Die Bandbreite reicht von Beleidigungen über gezielte Bedrohungen bis hin zu körperlicher Gewalt. Auch CSD-Veranstaltungen und queere Treffpunkte werden immer häufiger zum Ziel rechter Hetze. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Für viele Betroffene bleibt Angst ein ständiger Begleiter: Beim Händchenhalten, beim Outing in der Schule oder auf dem Weg zur Arbeit.
Besonders stark betroffen sind trans*, nicht-binäre, inter* und agender Personen; also Menschen, die sich außerhalb der binären Geschlechternormen bewegen oder sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen. Viele von ihnen berichten von Unsichtbarkeit, strukturellen Hürden und Diskriminierung im Alltag. An Schulen fehlen häufig Schutzkonzepte gegen queerfeindliches Mobbing, und auch in Behörden oder im Gesundheitssystem gibt es weiterhin große Wissenslücken.
„Wir brauchen in Sachsen-Anhalt flächendeckend sichere Räume, Ansprechpersonen und verbindliche Schutzmaßnahmen, egal ob in der Großstadt oder auf dem Land“, so Leutz. „Deshalb ist es so wichtig, dass queere Perspektiven im überarbeiteten Landesprogramm nicht nur mitgedacht, sondern aktiv mitgestaltet werden.“
Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit erinnert an den 17. Mai 1990, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel strich. Heute steht der Tag weltweit für den Einsatz gegen Diskriminierung, Hass und Gewalt und für gleiche Rechte, Respekt und Teilhabe aller Menschen, unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung.
„Sachsen-Anhalt ist ein vielfältiges und starkes Bundesland – das spüren wir an vielen Stellen“, so Leutz abschließend. „Damit das so bleibt, braucht es klare Haltung gegen Queerfeindlichkeit und eine Politik, die zuhört, schützt und konsequent weiterentwickelt, was gut angefangen hat.“
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