• Geboren: 7. März 1904, Kanton (China)
  • Stand: ledig
  • Beruf: Arbeiter
  • Tod: ermordet am 17. Juli 1942, KZ Sachsenhausen
  • Verlegung am 23.11.2009
  • Gespendet: LSVD Sachsen-Anhalt
  • Verlegeort: Krügerbrücke 6 (Ecke Himmelreichstraße)

Was wissen wir von ihm?

Welches Schicksal Ling-Li als Chinesen in diesen Kriegszeiten nach Deutschland verschlagen hat, ist unbekannt.

1940 wohnt er in der Prälatenstraße 16 in der Altstadt Magdeburgs (Die Jahrhunderte alte Prälatenstraße” heißt seit 1975 Max-Josef-Metzger-Straße, 2005 wird ein Teil der Straße rück- benannt). Die Hausnummer 16 befand sich etwa dort, wo heute die Krügerbrücke in die Himmelreichstraße mündet. Die Anschrift ist auf der Gefangenenkarte von Hsoum Ling-Li verzeichnet. So wird der chinesisch-deutsche Arbeiter auf dieser Gefangenenkarte beschrieben: 1,61 m groß, von untersetzter Gestaltvolles Gesichtbraune AugenStupsnase”, eine Narbe an der Wange, schwarzes Haar, eine freie Stirnrasiert. Weiter heißt es, er sei ledig und kinderlos und er spreche sowohl chinesisch als auch deutsch. Zu seiner Religion gibt es unterschiedliche Angaben, mal heißt es, er sei ohne Religion, mal, er sei evangelischVerwandte habe er laut eigener Aussage keine.

Ende Juni 1940 liefert die Polizei Ling-Li wegen „Sittlichkeitsverbrechens” in das Untersuchungsgefängnis Magdeburg ein. Ende August desselben Jahres “transportiert man ihn für einen Termin am Landgericht Berlin – ob als Zeugen oder Angeklagten, ist nicht bekannt – in das Gefängnis Berlin-MoabitMitte Oktober ist er wieder zurück im Gefängnis Magdeburg, wird aber bereits Ende des Monats erneut nach Berlin gebracht, diesmal kommt er dort in Untersuchungshaft. Das lässt vermuten, dass er in Berlin auch verurteilt wird. Jedenfalls verliert sich seine Spur in Magdeburg. Auf seiner Gefangenenkarte ist noch ein wieder durchgestrichener Vermerk zu erkennen, der besagt, er sei zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt worden. Vielleicht wurde er ja auch zweimal verurteilt. Denn vermutlich erhielt er eine Zuchthausstrafe von etwa zwei Jahren. Bekannt ist jedenfalls, dass er Anfang Mai 1942 aus dem Zuchthaus Brandenburg-Görden entlassen” wird. In dem Gefängnisbuch ist zunächst „Ausweisung” vermerkt, dies ist aber auch wieder gestrichen worden.

Tatsächlich dürfte Ling-Li nicht in die Freiheit entlassen, sondern wieder der Polizei übergeben worden sein, vermutlich, zumal er Ausländer ist, der Gestapo. Denn im Juni 1942 transportiert man ihn als „Berufsverbrecher” in das KZ Sachsenhausen. Er erhält die Häftlingsnummer 43.263 § 175”. Sehr bald wird er mit fast allen Schwulen aus dem KZ Sachsenhausen weiter in das Außenkommando Klinkerwerk transportiert. Klinkerwerk ist die „Mordfabrik” des KZ Sachsenhausen, ein Großziegelwerk mit eigenem Hafen an der Lehnitzschleuse. Hier sollen Ziegel für Albert Speers geplante Großbauvorhaben in Berlin produziert werden. Von Juli bis September 1942 werden hier fast alle Rosa-Winkel-Häftlinge des KZ Sachsenhausen in einer gezielten Aktion der SS ermordet180 bis 200 Menschen. Im Klinkerwerk wird auch ein anderer Homosexueller aus Magdeburg gefangen gehalten, Kurt Köpp, dem Hsoum Ling-Li begegnet sein könnte. Es ist gut denkbar, dass sich die beiden auch schon aus Magdeburg kennen. Am Freitag, dem 17. Juli 1942 wird Hsoum Ling-Li zusammen mit acht weiteren Homosexuellen ermordetKurt Köpp mit sieben anderen Schwulen bereits eine Woche vorher. Im Sterbebuch Oranienburg wird unter dem Namen Hsoum Ling-Li folgende Todesursache verzeichnet: „Schulterblattschuß mit Durchtrennung des Herzens bei Fluchtversuch”. Offenbar wird er von hinten und schräg von oben erschossen. Die an der häufigsten angegebenen Todesursache bei der SS-Mordaktion lautete „bei Fluchtversuch erschossen”.

Hsoum Ling-Li ist, als er stirbt, erst 38 Jahre alt.

Weitere Stolpersteine