- Geboren: 15. November 1897, Magdeburg
- Beruf: kaufmännischer Angestellter
- Tod: 11. Juni 1940, KZ Sachsenhausen
- Verlegung am 11.11.2010
- Gespendet: LSVD Sachsen-Anhalt
- Verlegeort: Jakobstraße (beim NP-Markt)
Was wissen wir von ihm?
Paul Walther Karl Juhe ist der Sohn des Handelsmanns Franz Eduard Otto Juhe und seiner Frau Bertha Anna, geborene Heisinger. Sein Geburtshaus in der Blauebeilstraße 10 ist auch sein letzter Wohnsitz; wahrscheinlich hat er immer bei seinen Eltern gewohnt. Jedenfalls blieb er ledig und war evangelisch.
Paul Juhe erlernte den Beruf eines Kaufmanns und war als kaufmännischer Angestellter tätig. Laut einer im Zusammenhang mit einer Verhaftung erstellten Personenbeschreibung war er 1,70 m groß, von untersetzter Gestalt, mit einem runden, bartlosen Gesicht, blaugrauen Augen und blonden Haaren.
In der Zeitschrift für lesbische Frauen „Die Freundin“ vom 14. November 1927 hieß es:
„Die Damengruppen des Bundes für Menschenrecht nehmen noch neue Mitglieder auf! Einwandfreie Damen wollen sich an folgende Adressen wenden: … in Magdeburg: Paul Juhe, Blaue Beilstr. 10 …“
Paul Juhe war offensichtlich im Bund für Menschenrecht engagiert, der sich als politische Organisation für die Emanzipation Homosexueller einsetzte. Mit 29 Jahren war er so emanzipiert und mutig, seinen Namen öffentlich als Kontaktanschrift zu nennen und damit zu seiner homosexuellen Orientierung zu stehen. Ob die genannten Damengruppen tatsächlich existierten oder nur von bereits bestehenden Männergruppen erwünscht waren, ist nicht bekannt. Zu den 14 Ortsnennungen der Gruppen wagten nur fünf Männer einen vollen Namen zu nennen – Paul Juhe war einer von ihnen.
Er wohnte auch später weiterhin in seinem Geburtshaus unter dieser Anschrift.
Verhaftungen und Haftzeit
Am 1. März 1937 überführte die Kriminalpolizei Magdeburg den 39-Jährigen in das Gefängnis Magdeburg in Untersuchungshaft. Vom 17. März bis zum 10. April 1937 war er erneut in Polizeihaft, vermutlich für weitere Verhöre, und danach wieder in Untersuchungshaft. Wahrscheinlich verurteilte ihn im Juni 1937 das Landgericht Magdeburg nach § 175a zu einer etwa dreijährigen Zuchthausstrafe, denn am 15. Juli 1937 wurde er zur Strafverbüßung in das Zuchthaus Coswig transportiert.
Von dort wurde er zwischen dem 3. Dezember 1937 und dem 13. Januar 1938 sowie zwischen dem 15. Juli und dem 18. August 1938 wieder nach Magdeburg gebracht und anschließend erneut nach Coswig. Vermutlich musste er in diesen Zeiträumen als Zeuge in anderen Prozessen aussagen.
Nach verbüßter Strafe überstellte ihn die Polizei am 8. Juni 1940 in das KZ Sachsenhausen bei Berlin. Dort stufte ihn die SS als Homosexuellen und „Schutzhäftling“ ein, unterbrachte ihn in Block 35, und er erhielt die Häftlingsnummer 25.453.
Tod
Paul Juhe verstarb nur drei Tage später, am 11. Juni 1940, im Alter von 42 Jahren. Angeblich habe er etwa um 23:00 Uhr den Freitod durch Erhängen gewählt. Über seinen Tod wurde in Berlin eine Akte zur Todesermittlung angelegt.