In unserer neuen Broschüre „Stolpersteine für die Opfer des Unrechtsparagrafen 175“ möchten wir die Erinnerung an homosexuelle Opfer von Ausgrenzung und Terror während der nationalsozialistischen Diktatur in Magdeburg am Leben erhalten.
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Im Jahr 2008 fand in Magdeburg die Ausstellung „Unerwünscht, verfolgt, ermordet“ statt, die lokale Opfer von Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung während der nationalsozialistischen Diktatur in Magdeburg von 1933 bis 1945 thematisierte. Im Zuge dieser Ausstellung erhielt der LSVD Sachsen-Anhalt eine Anfrage vom Kulturhistorischen Museum Magdeburg, um Unterstützung bei der Darstellung der Verfolgung homosexueller Magdeburger*innen in der NS-Zeit zu leisten.
Daraufhin beauftragte das Museum den Historiker Rainer Hoffschildt aus Hannover mit Recherchen über das Leben homosexueller und queerer Menschen in Magdeburg. „Uns selbst fiel auf, wie wenig wir über den damaligen Alltag von Homosexuellen wussten“, äußerte sich Martin Pfarr († 21.12.2015, damaliger LSVD-Bundesvorstand und Vorstand des LSVD Sachsen-Anhalt) dazu am 13.06.2011.
Rainer Hoffschildt brachte den LSVD auf die Idee, eine Stolpersteininitiative für homosexuelle NS-Opfer zu starten, und übernahm die Leitung der aufwändigen Recherchen in den Magdeburger Stadtarchiven. Diese Arbeit erwies sich als mühevoll, da nach Aussagen von Martin Pfarr in der DDR vor allem Daten zu politisch Verfolgten akribisch archiviert wurden, während andere Opfergruppen, wie Homosexuelle, oft nicht berücksichtigt wurden. Die Recherchen wurden unter anderem vom Gleichstellungsamt der Landeshauptstadt Magdeburg finanziert.
Dank der Arbeit von Rainer Hoffschildt konnten mehrere Schicksale homosexueller NS-Opfer aus Magdeburg dokumentiert werden. Bereits am 23. November 2009 wurden auf Initiative des LSVD Sachsen-Anhalt die ersten beiden Stolpersteine zur Erinnerung an diese Opfer im Stadtgebiet verlegt. In den darauffolgenden Jahren kamen 15 weitere Stolpersteine hinzu, die an Menschen erinnern, die unter §175 verfolgt wurden.
Die Verlegung jedes Stolpersteins ist ein aufwändiger Prozess: Es müssen die Standorte zerstörter Häuser recherchiert, Genehmigungen eingeholt, Termine mit Gunter Demnig vereinbart und die Finanzierung gesichert werden. Dies geschieht stets in enger Zusammenarbeit zwischen dem LSVD und der städtischen Arbeitsgruppe „Stolpersteine“.
Die Geschichten der bisher 17 verlegten Stolpersteine und die damit verbundenen Schicksale wurden in der ersten Auflage dieser Stolpersteinbroschüre dokumentiert, um die Erinnerung wachzuhalten. Künftige Verlegungen werden in aktualisierten Auflagen dieser Broschüre ergänzt.
Mit den Stolpersteinen und der dazugehörigen Broschüre möchte der LSVD erreichen, dass die Schicksale der betroffenen Menschen nicht in Vergessenheit geraten.
Die Broschüre kann kostenlos beim LSVD Sachsen-Anhalt angefragt und bestellt werden.